Die große Reise (2): Noch vier Wochen – Da war doch noch was…

Ja, genau. Die Sache mir den Ängsten.

Denn allein das Wollen, Wünschen und die Sehnsucht schaffen es nicht, all die Sorgen beiseite zu schieben, die gerade mich – jetzt ein paar Wochen vor der Abreise – plagen. Denn: Etwas zu wollen und zu machen, heißt nicht, dass man keine Angst davor hat.

Und was tut man, wenn man Angst hat?

Man kann zu Hause bleiben. Klar. Ist aber öde. Und auch kurzsichtig. Denn es ändert nichts an der Angst. Dann hat man zwar, wie in meinem Fall jetzt, keine Angst mehr vor der Reise und allem, was damit zusammenhängt, dann aber vor etwas anderem. Irgendwas, was Angst macht, findet sich immer.

Man kann versuchen, die Kontrolle über die Ängste zu bekommen. Heißt im Klartext: Alles akribisch vorbereiten, jedes Detail bedenken, sich gegen alle Eventualitäten absichern. Klingt zwanghaft. Ist es auch.

Ein erprobtes Mittel für Kontrollfreaks ist die Erstellung einer oder besser mehrerer Listen. 

Als großer Listenfan habe ich da mal was vorbereitet. Eine Liste einiger (alle würden selbst mich überfordern) meiner Ängste.

Immerhin sind die Kinder entweder zu klein, Ängste zu haben oder von der persönlichen Ausstattung her nicht in der Lage dazu (zumindest, was reale Ängste betrifft). Letzteres trifft allerdings auch auf meinen lieben Mann zu, der somit als Angstbegleiter oder -löser ausscheidet.

Genau genommen habe also nur ich Angst. Und genau genommen will ich diese Reise am meisten. Die Kinder begreifen noch nicht, dass Sri Lanka kein Stadtteil von Hamburg ist und wie weit, sehr weit weg ist. Wenn wir unseren Sohn zu einer seiner Therapien fahren, sagt unsere Tochter regelmäßig, dass diese ganz weit weg ist und es gaaaaaanz lange dauert, dort anzukommen. Es dauert genau 17 Minuten. Die Fahrt dahin schläft sie oder singt uns beschwingt etwas vor. In der Regel „Hey-ho, so wie die Wikinger einst auf großer Fahrt“ in Dauerschleife.

Ich hoffe, so ähnlich wird es gewesen sein, wenn wir nach 11 Stunden reiner Flugzeit plus mehrstündigem nächtlichen Rumhängen auf dem Airport Dubai schließlich in Colombo ankommen. Wenn man es recht betrachtet, ist es auch völlig ausreichend, wenn einer in der Familie Angst hat, vor allem, wenn die Liste so umfangreich wie meine ist.

Tada, da ist sie: Die Angstliste!

Ich habe Angst, …

  1. … nicht alle Medikamente mitzuhaben (warum auch immer, bei der Vorbereitung ;-)),
  1. … für den Fall, dass sie (die Medikamente) nicht reichen oder mit unseren Koffern verloren gehen, vor Ort keine zu bekommen,
  1. … dass die Notfallmedikamente nicht anschlagen, für den Fall, dass wir einen Notfall hätten,
  1. … dass die epileptischen Anfälle so stark werden, dass man etwas unternehmen muss,
  1. … nicht zu wissen, was man dann unternehmen sollte,
  1. … dass der Bub nichts essen mag (siehe eingeschränktes Nahrungsrepertoire),
  1. … dass es vor Ort keine Kuhmilch in großen Mengen zu kaufen gibt, mit der man ihm (und ausschließlich darin) seine Medikamente verabreichen kann,
  1. … dass wir von tropischen Krankheiten heimgesucht werden, gegen die wir uns nicht impfen lassen konnten (gegen alles andere haben wir uns natürlich (klar oder?) impfen lassen) oder dass das ein oder vor allem das besondere Kind damit besonders schwer zu kämpfen hätte,
  1. … dass den Kindern schon auf der ersten Autofahrt grottenlangweilig ist (oder einem schlecht wird), ich sage nur RUNDREISE!
  1. … dass wir uns nach 5 Tagen alle schon grandios auf den Senkel gehen (bisherige gemeinsame Verreisedauer am Stück = 7 Tage),
  1. … vor dem Fliegen im Allgemeinen,
  1. … vor dem Fliegen im Speziellen, so z.B. auf dem falschen Platz im Flugzeug zu sitzen und von großer Übelkeit heimgesucht zu werden.

…und dann gibt es da noch ne Reihe völliger Allerweltsängste, die man halt auch noch mitnimmt, wenn man eh schon dazu neigt…

In tropischen Gefilden sind dort zu erwähnen, Ängste vor …

  1. … Erdbeben,
  1. … Tsunamis. 

Eigentlich total irre, zu verreisen! Sag ich ja.

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